14. Rituale
Der Wecker schreit wie ein Diktat,
Macht aus mir ein Ritual!
Aufstehen, fertig machen, arbeiten,
jeden Tag und immer wieder gleich…
Doch kleine Highlights gibt es schon,
nur musst Du sie erkennen – sehen WOLLEN!
Ich muss hier sein und Du dort
– warum bist Du so weit fort?
Wünsch mir Dich und mich am gleichen Ort.
Mein Highlight ist der alte Mann,
der meinen Weg zur Arbeit kreuzt.
Jeden Morgen eine frische Rose
Bringt er hin, ich weiß nicht wo.
Seh` ihn immer aus dem Bus heraus,
immer zur gleichen Zeit, den selben Weg…
Ich muss hier sein und Du dort
– warum bist Du so weit fort?
Wünsch mir Dich und mich am gleichen Ort.
Er blickt zufrieden doch nicht glücklich.
Würd` gern mal mit ihm reden.
Steig heut` aus und geh ihm nach,
bis sein Ziel erreicht, er steh`n bleibt…
Eine Stunde am Grabe seiner Frau –
jeden Tag, auch bei Regen und im Schnee!
Ich muss hier sein und Du dort
– warum bist Du so weit fort?
Wünsch mir Dich und mich am gleichen Ort.
Erzählt aus seinem langen Leben mir,
auch von Ritualen war`s geprägt,
von seinem letzten, was noch blieb,
um nah zu sein – er und sie!
Wie mein Anruf jeden Abend,
spricht seine Worte die Rose auf dem Grab.
Ich muss hier sein und Du dort
– warum bist Du so weit fort?
Wünsch mir Dich und mich am gleichen Ort
In ´nem halben Jahr komm` ich zurück
Und möcht` dann mit Dir leben.
So leben, wie er mit seiner Frau,
ist was ich will, was ich mich trau!
Den Mann besuchen, mit ihm reden,
und seine Frau bringt all die Rosen mit…
Ich muss hier sein und Du dort
– warum bist Du so weit fort?
Wünsch mir Dich und mich am gleichen Ort.
In ´nem halben Jahr komm` ich zurück
Und möcht` dann mit Dir leben.
Den Mann besuchen, mit ihm reden,
und seine Frau bringt all die Rosen mit…